13. Mai – 16. Juli 2023
Julika Rudelius
...in the days of the bullies
Eröffnung: 12. Mai 2023, 19 Uhr
...in the days of the bullies präsentiert eine Werkauswahl der letzten 20 Jahre der Videokünstlerin Julika Rudelius (*1968) und ist als thematische Retrospektive ihres künstlerischen Schaffens angelegt. Fokus liegt dabei auf der Darstellung menschlicher Psyche und dem jeweiligen Selbstverständnis in verschiedensten sozialen Situationen, sowie auf den Auswirkungen patriarchaler Strukturen auf unser gesamtes gesellschaftliches Handeln. Bereits Anfang der 2000er begann Rudelius die Denk- und Verhaltensmuster von oftmals männlichen Jugendlichen und Erwachsenen zu dokumentieren. Mal augenscheinlich intim, mal beinahe erschreckend ehrlich, teilen sie ihre Haltungen, Meinungen sowie sexuelle Fantasien und bestätigen die Betrachtenden in dem, was diese ohnehin von jenen vermuteten – eine Wechselwirkung von Fremd- und Selbstwahrnehmung, die ein Selbstverständnis formuliert und gleichzeitig ein Spiegelbild der Betrachtenden im Subjekt erzeugt.
Durch inszenierte Intimität, ungefilterte Meinungen und eine vermeintliche Wahrheit, scheinen bekannte Vorurteile eine Bühne zu bekommen. Allerdings geschieht dies um ihren gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Einfluss und ihre gefährliche Wirkmächtigkeit vorzuführen und gleichzeitig zu hintergehen. So sehr die Protagonist:innen in Rudelius Werk zur Projektionsfläche unserer eigenen Ansichten, Einstellungen und Vorurteilen werden, sind sie auch zugleich nur ein Produkt dieser Ordnung.
Julika Rudelius lebt und arbeitet in Amsterdam als auch in Köln und arbeitete bereits in den USA und China. Überall wo sie lebt, beobachtet sie und dokumentiert ihr Umfeld. Eine Gruppe Jungs im Zug in Amsterdam, die über Mädchen reden oder die menschliche Zuneigung zu Waffen – Szenen die ihr auffallen, sie irritieren oder verstören, rekonstruiert sie mit subtiler Manipulation des Settings und dem Gesprochenen, so dass ihre Videoarbeiten zwischen Dokumentation und Fiktion oszillieren und doch eine vertraute, wenn auch manchmal grausame, Realität präsentieren. In der Entwicklung von Rudelius Arbeiten der letzten Jahre wird der Blick auf die von patriarchalen Ordnungen geprägten Strukturen intensiver, intimer und zu gleich allgemeiner. Gestik, Mimik und Sprache, die bestätigt und verängstigt, bekannt und doch befremdlich wirkt, was zugleich die Betrachtenden ermächtigt ihr Verhältnis zu sich und der Welt in einem größeren Kontext eines Systems zu sehen, in dem die Macht von despotischen Figuren und sogenannten bullies, sowie hierarchische Strukturen sichtbarer werden.
...in the days of the bullies ist nicht nur eine Ausstellung, sondern auch offener Diskussionsraum. Gepaart mit Führungen, Vorträgen und einer thematischen Auswahl an Arbeiten aus der Graphischen Sammlung der Stadt Esslingen, lädt der Besuch zum Austausch über die eigene Prägung sowie Denk- und Verhaltensmuster ein.
Kuratiert von Johannes Kaufmann
Mit freundlicher Unterstützung des Königreichs der Niederlande
Bitte beachten Sie: Die in dieser Ausstellung gezeigten Arbeiten thematisieren Inhalte im Kontext von Macht, deren Sprache, Herrschaft, Sexualität, Waffen und den Grenzbereichen des Missbrauchs.
12. Februar – 23. April 2023
DONG – MODE MUSIK YAK
Die Ausstellung DONG – MODE MUSIK YAK zeigt eine Einzelpräsentation des Mode- und Musikfotografen Axl Jansen. Das Ausstellungskonzept in der Villa Merkel ist eine Zusammenarbeit des Fotografen mit dem Gestalter und Verleger Uli Schwinge.
Grundlage für das Projekt ist das Werkverzeichnis von Axl Jansen (DING). Es enthält auf über 1.100 Seiten eine unkommentierte Rückschau auf dreißig Jahre Arbeit des Fotografen mit Reisen, Begegnungen, Musik, Geschichten, Mode, Style und viel subversivem Witz. Als Remix wird das DING in der Villa Merkel zum begehbaren und interaktiven Magazin. Frei nach dem von Axl Jansen ebenfalls fotografierten Musiker Falco: OUT OF THE DING – INTO THE DONG.
Axl Jansen (*1965, lebt in Berlin) ist ein Mode- und Musikfotograf, der seine fotografische Karriere in den neunziger Jahren in Stuttgart begann. Er wurde unter anderem durch eine Kampagne des Stuttgarter Magazins „Lift“ mit stadtbekannten Gesichtern wie Rezzo Schlauch oder den Fantastischen Vier bekannt. Er fotografierte zahlreiche Musiker wie Freundeskreis, Tic Tac Toe, die Leningrad Cowboys, Nina Hagen oder Moby.
Axl Jansen erlangte auch im Mode- und High Fashion-Bereich schnell an Bekanntheit und arbeitete in Berlin, London und Paris. Er fotografierte eine preiskgekrönte Kampagne (Holys) für Hugo Boss für die beispielsweise Derrick oder Marc Almond Model standen. Axl Jansen ist in Deutschland, Frankreich und darüber hinaus für Modelabel wie Chanel, Yamamoto, Dior und Gaultier tätig.
Die Ausstellung wird von Veranstaltungen und einem Vermittlungsprogramm begleitet. Es finden Gesprächsrunden mit Journalist:innen zu Musikströmungen der neunziger Jahre und mit Modeexpert:Innen zu nachhaltiger Mode statt. In Kooperation mit dem Kommunalen Kino Esslingen wird außerdem eine Kinoreihe mit Gesprächen präsentiert.
2004 gründete Axl Jansen gemeinsam mit Nicole Hardt, Katja Schlegel und Kai Seifried das Magazin Dong. Es bot die ironische Antwort auf die aalglatten Modehefte dieser Jahre. Es folgte eigenen Regeln und erfand sich als eigenständiger Raum, in dem Affekt und Selbstreflexion Hand in Hand gehen. Bis 2008 wurden sieben Ausgaben von Axl Jansen und Nicole Hardt als gemeinsame Herausgeber veröffentlicht.
Mai 2014 - Februar 2023
Mobiler Garten
von Lois Weinberger
Der Mobile Garten des östereichischen Künstlers und Documenta-Teilnehmers Lois Weinberger war von Mai 2014 - Februar 2023 vor dem Wintergarten der Villa Merkel eingerichtet. Er kontrastierte in seiner Wildheit den umgebenden Merkelpark, dessen gepflegte Anlage an englische Landschaftsgärten erinnert.
Ein geformtes Feld aus gelben, mit Substrat befüllten Kunststoffkübeln wurde den freien Kräften der Natur überlassen. In spontaner Besiedlung griffen mit der Zeit Pionier- und Ruderalpflanzen Raum. Natur entfaltete sich entsprechend ihrer eigengesetzlichen Dynamik und in geradezu paradiesischer, da freier Weise. Mit den Jahren begann dieser natürliche Prozess einer Besiedlung umzuschlagen in eine Form des Vergehens:
Nach und nach blichen die Kübel aus, zersetzen sich. Die Kunststoffpartikel vermengten sich mit dem Substrat und den Pflanzen und nach Dekaden sollten Niederschläge die Standfläche wohl wieder sauber gespült haben.
Der Mobile Garten von Lois Weinberger ist eine essentielle Form der Auseinandersetzung mit Natur. Wir kennen Gartenanlagen, die auf Erträge zielen und gleichermaßen solche, die angelegt sind als Glück stiftende Orte der Kontemplation. Dem Paradies gegenüber stehen etwa der Nutzgarten, der barocke Lustgarten oder als eine Oase in der Stadt der Volksgarten – in Esslingen namentlich die Maille und der Merkelpark.