Aus der Graphischen Sammlung der Stadt Esslingen

 

Die Graphische Sammlung der Stadt umfasst an die 4000 Werke aus den Bereichen Druckgrafik, Zeichnung, Fotografie, Malerei, Skulptur aus dem 20. und 21. Jahrhundert und seit jüngerer Zeit auch Videoarbeiten. Ausgewählte Beispiele sind durch Mitglieder des Teams der Villa Merkel in Videos porträtiert, diese in einem wachsenden digitalen Archiv zugänglich gemacht und so als jeder Zeit verfügbares Vermittlungsangebot etabliert.

 



Die Graphische Sammlung der Stadt Esslingen

 

Den Grundstock der Graphischen Sammlung bildet eine Sammlung von teils herausragenden Positionen der klassischen Moderne und des deutschen Expressionismus, die auf der privaten Sammelleidenschaft von Dr. Dieter Roser, einem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt, basiert. Der Kunsthistoriker und Kommunalpolitiker überließ der Stadt Esslingen in den 1950er Jahren einige hundert Blätter. Auf diesen Grundstock aufbauend, wurde in den folgenden Jahrzehnten eine breit angelegte Sammlung zusammengetragen. Während der vergangenen zwei Dekaden wurde vermehrt aus den Ausstellungen der Villa Merkel angekauft, um das Profil des Ausstellungshauses auch in die Sammlung hinein abzubilden. Darüber hinaus werden im Sinne der Förderung auch Arbeiten junger Künstler:innen erworben. Auch Schenkungen ergänzen das Sammlungskonvolut. Julia Herrmann, die den wissenschaftlichen Katalog der Sammlung bearbeitet,stellt in diesem Video die Graphische Sammlung vor und gibt Einblicke in ihre Arbeit.


Ernst Ludwig Kirchner (Aschaffenburg 1880 – 1938 Frauenkirch-Wildboden)

Berge und Kühe, 1925

Radierung auf gestrichenem Papier, Auskratzungen

Blatt: ca. 26,5 x 35,5 cm; Druck: ca. 19 x 24,5 cm

Inv. Nr. 0696

Ankauf 1962

 

Walter Stöhrer (Stuttgart 1937 – 2000 Scholderup)

Übermalung aus der Serie: Die Bewegung der Zähne, 1977

Radierung und Wachskreide auf Büttenpapier

Blatt: 56 x 39,3 cm

Inv. Nr. 1518

Ankauf 1985

© VG Bild-Kunst, Bonn

 

Volker Böhringer (Esslingen 1912 – 1961 Esslingen) 

Ohne Titel (männliche Halbfigur), um 1948

Tusche auf Papier

59,7 x 41,2 cm

Inv. Nr. WVZVB176

Schenkung 1983


Karl Schmidt-Rottluff (Chemnitz 1884 – 1976 Berlin)

Ohne Titel (Blumen in blauer und roter Vase), vor 1945

Aquarell auf Ingres-Papier

65,7 x 50,7 cm

Inv. Nr. 0117

Ankauf 1957

© VG Bild-Kunst, Bonn

 

Fabian Treiber (*1986 Ludwigsburg, lebt in Stuttgart)

Geisterbilder 1–8, 2012

8 Siebdrucke auf Affichenpapier

je 44 x 67 cm

Inv. Nr. 3507 a–h

Ankauf 2012

 

Ida Kerkovius (Riga 1879 – 1970 Stuttgart)

Ohne Titel (Romantische Alblandschaft), ca. 1950

Pastell auf Papier

ca. 35 x 50 cm

 

Ida Kerkovius (Riga 1879 – 1970 Stuttgart)

ohne Titel (Wasserfall), um 1930

Auquarell auf Ingres-Papier

48,3 x 31,1 cm

Inv. Nr. 1339

Ankauf 1976



Sarah Jones, The Bedroom (1), 2002

 

Sarah Jones nähert sich in ihrer Milieustudie The Bedroom (1) dem Herausbilden des Selbstbewusstseins und der Identität heranwachsender Frauen. Durch extrem starke Ausleuchtung der Szenerie setzt Sarah Jones im Bild Akzente. Die Fotografie steckt voller Reminiszenzen an das Theater oder an die bildende Kunst und lässt zum Beispiel an Interieurs der niederländischen oder flämischen Maler des 16. und 17. Jahrhunderts denken. Die Fotografien der Künstlerin sind nicht etwa digital nachbearbeitet.

 

Sarah Jones (*1959 London, lebt in London) 

The Bedroom (1), 2002

C-Type-Print, kaschiert auf Aluminium

130 x 170 cm

Inv. Nr. 3404

Ankauf 2007



Alberto Zamora Ruiz, Battlestations, 2016

 

Alberto Zamora Ruiz beschäftigt sich in seiner Malerei mit populären und abseitigen Phänomenen des Internets sowie Trends und Verhaltensweisen der User. Eines dieser Phänomene sind die Battlestations: Sie zeigen heimische Computeraufbauten mit Monitoren und Zubehör – bis zu elaborierten Lichtkonzepten. Der Begriff BattlestationsKampfstationen, kommt ursprünglich aus der Sprache der Gamer: Die Protagonisten der Kampfspiele sind nicht ins Bild gerückt. Allenthalben geben Indizien Hinweise auf die Akteure.

 

Alberto Zamora Ruiz (*1982 Mexico City, lebt in Stuttgart)

Battlestation I, III, V, 2016

Öl auf Papier

jeweils ca. 95 x 70 cm

Inv. Nr. 3544, 3546, 3548

Ankauf 2016



Lin May Saeed, Kofi, 2019

 

Im Fokus von Lin May Saeeds Arbeiten steht das uneingeschränkte Recht der Tiere auf ein selbstbestimmtes Leben. Außerdem plädiert die Künstlerin für eine Revision des Verhältnisses von Mensch und Tier, das sich heute wohl mehr denn je durch unseren Nutzungsanspruch gegenüber Tieren auszeichnet. Kofi, ein in Bronze gegossenes Mischwesen, lädt ein zu Dialogen und zum Miteinander. 

 

Lin May Saeed (*1973 Würzburg, lebt in Berlin)

Kofi, 2019

Bronze, weiß lackiert

186 x 244 x 60 cm

Erworben durch Übernahme der Produktionskosten 2019



Cécile Wick, Wand 3, Wand 6, 2007

 

Cécile Wick zeigt in ihren Fotografien menschenleere Landschaften und erhabene Natur. Die Sujets findet sie zu Hause in der Schweiz oder auf Reisen durch die Alpen, nach Island, Amerika oder Japan. Die schwarz-weißen Fotografien fokussieren das Elementare natürlicher Erscheinungen wie eben Berge und Gletscher, aber auch Wasseroberflächen, Wolken, Nebel und Blumen. Vielfach entstehen die Aufnahmen bei beträchtlichem Zeitaufwand und durch Recherche vor Ort – den transitorischen Momenten des Wetters ausgesetzt. Cécile Wicks Fotografien sind immer Unikate.

 

 

Cécile Wick (*1954 Muri, lebt in Zürich)

Wand 3, Wand 6, 2007

Pigment-Tinten auf Büttenpapier

jeweils 150 x 112 cm

Inv. Nr. 3405, 3406

Ankauf 2007



Barbara Herold, Belle & Aphrodite, 2019

 

Barbara Herold befasst sich mit der medialen Gestaltung von Realität. Sie untersucht Strukturen und Phänomene, die sich durch den Einfluss von Medientechnologie auf die Gesellschaft etabliert haben und entwickelt anhand gängiger Gestaltungspraktiken wie Computation und Algorithmen eigene Systeme. Ihre Arbeiten entstehen im Spannungsfeld von analoger und digitaler Technik. In der App BELLE & APHRODITE für Smartphone oder Tablet wird eine begehbare audio-visuelle Metamorphose von virtuellen Pflanzen erfahrbar.

 

Barbara Herold (*1977 München, lebt in München)

BELLE & APHRODITE, 2018/2019

Augmented Reality

Erworben durch Übernahme der Produktionskosten 2018

© VG Bild-Kunst, Bonn

 

BELLE & APHRODITE entstand im Auftrag der Villa Merkel, Galerie der Stadt Esslingen, als ein Projekt im Rahmen von „Kunst im Freien 2018” für den Merkelpark und die Villa Merkel.

Konzept & Idee: Barbara Herold, Klangkomposition: Kim_Twiddle, Code: Frank Groh, Mastering/Concept für 3D-Audio Separation: Simon Kummer 

 

Download App BELLE - APHRODITE

App Store & Google Play Store



Darren Almond, Fullmoon@ North Sea Canyon, 2009

 

Darren Almond befasst sich in seinen Werken mit abstrakten Vorstellungen von Zeit, Raum, Geschichte und Erinnerung. Fullmoon – eine Reihe von Fotografien mit langen Belichtungszeiten bei Vollmond – fungiert nicht nur als Bild, sondern auch als mechanische Messung der Mondzeit. Die Zeit wird dabei regelrecht sichtbar und dadurch konkret.

 

Darren Almond (*1971 Appley Bridge, lebt in London)

Fullmoon@ North Sea Canyon, 2009

C-Print, montiert auf Perspex

180 x 180 cm

Inv. Nr. 3471

Ankauf 2011



Damien Deroubaix, Roots, 2008

 

Damien Deroubaix widmet sich dem Holzschnitt, nachdem er – tief beeindruckt – im Jahr 2006 im Basler Kunstmuseum den Totentanz-Zyklus von Hans Holbein der Jüngere gesehen hatte. Besonders ist bei seinem virtuosen Umgang mit dem Medium die Größe seiner Druckstöcke. Die collagehafte Kombination seiner Motive, die zwischen Death-Metal, Grind Core oder Sadomasochismus spielen, lassen die Tragödien der Geschichte, Mythen, Popkultur und Kunstgeschichte aufeinander prallen.

 

Damien Deroubaix (*1972 Lille, lebt in Meisenthal/Lothringen)

Roots, 2008

Holzschnitt auf Bütten

160 x 122 cm

Inv. Nr. 3454

Ankauf 2010

© VG Bild-Kunst, Bonn



Katie Holten, Some trees surrounding the Villa Merkel, 2008

 

Katie Holten zeichnete die Bäume aus der Erinnerung, nachdem sie von einem Besuch der Villa Merkel wieder zuhause in New York Werk angekommen war. Seit den 1990er Jahren befragt Katie Holten die Grenzen der westlichen Vorstellungen von Natur, erforscht die Übergänge von vom Menschen geschaffenen Strukturen zu organischen Systemen und ergründet, wie Erinnerung sich in Bilder einschreibt. Wie trügerisch dies geschehen mag entlarvt der Versuch, auf einer Kugel mit einem Durchmesser von gut drei Metern die Weltkarten nachzuzeichnen – es ist frappant, wie hierbei die Kontinente ihre angestammten Proportionen verlieren. Oft nutzt sie recycelte Materialien, wobei Karten, Pflanzen und eine Vielzahl ökologischer Themen den Ausgangspunkt ihrer Arbeit bilden.

 

Katie Holten (*1975 Dublin, lebt in New York)

Some trees surrounding the Villa Merkel, 2008

Tinte auf Papier

127 x 96,52 cm

Inv. Nr. 3420

Ankauf 2008

© VG Bild-Kunst, Bonn



Byung Chul Kim, Der Stein, 2013

 

Byung Chul Kims großformatige Zeichnungen sind, wenn auch im Grunde selbsterläuternd, so nicht minder poetisch und humorvoll. Sie sind überaus detailreich – nahezu altmeisterlich – ausgeführt. Aufgrund von Beobachtungen, stellt der Künstler feinsinnige Fragen und gibt mögliche Antworten. In Kombination mit Verbindung stiftenden, gestisch weit ausgreifenden Pfeilen, die auch als Reminiszenz an das Herkommen des Künstlers aus der Performance-Kunst zu deuten sind, und verbunden mit Schrift wirken die einzelne Elemente der Zeichnungen im großen offenen Weißraum des Papiers wie Inseln. Die Bildanlage entspricht jener der klassischen asiatischen Tuschmalerei, die geprägt ist durch eine circumspektivische Viel- und Umansichtigkeit, welche die Blicke einlädt, hin und her zu springen, ohne zwingend einer festen Erzählstruktur zu folgen.


Byung Chul Kim (*1974 Seoul, lebt in Essen)
Der Stein, 2013
Grafit auf Papier
150 x 220 cm
Inv. Nr. 3486
Ankauf 2014



Aus der Graphischen Sammlung zu Api étoilé

 

Sammlungskuratorin Julia Herrmann stellt eine Auswahl an Blättern aus der Graphischen Sammlung vor, die zur Ausstellung Gabriela Oberkofler – Api étoilé / Ein wachsendes Archiv in der Cafeteria der Villa Merkel hängt.


Ernst Ludwig Kirchner (Aschaffenburg 1880 – 1938 Frauenkirch-Wildboden) 
Heuernte, 1921 
Radierung 
36,0 x 24,9 cm 
Inv. Nr.: 0695 

 

Ernst Ludwig Kirchner (Aschaffenburg 1880 – 1938 Frauenkirch-Wildboden) 
Stafelalp Gesamtansicht, 1918 
Holzschnitt 
37,5 x 59,5 cm 
Inv. Nr.: 0364 

 

Ernst Ludwig Kirchner (Aschaffenburg 1880 – 1938 Frauenkirch-Wildboden) 
Kopf Ludwig Schames, 1918 
Holzschnitt 
57,8 x 41 cm 
Inv. Nr.: MIN1039 

 

Rolf Nesch (Oberesslingen a. N. 1893 – 1975 Oslo) 
Holzfäller am Feuer, 1925 
Kaltnadelradierung 
30 x 33,2 cm 
Inv. Nr.: 0945c 

 

Franz Marc (München 1880 – 1916 Braquis bei Verdun/FR) 
Schlafende Hirtin, 1912 
Holzschnitt 
29,8 x 35,8 cm 
Inv. Nr.: 0233 

 

Adolf Fleischmann (Esslingen 1892 – 1968 Stuttgart) 
''Ohne Titel (Liegendes Rind)'', um 1927 
Tuschezeichnung 
ca. 24,2 x 31,3 cm 
Inv. Nr.: 1366 


Franz Marc (München 1880 – 1916 Braquis bei Verdun/FR) 
Geburt der Wölfe, 1913 
Holzschnitt 
41,1 x 29,7 cm 
Inv. Nr.: 0280 

 

Richard Seewald (Arnswalde/PL 1889 – 1976 München) 
Aus Korsika (Fuhrwerk), 1913 
Holzschnitt 
14,1 x 14,5 cm 
Inv. Nr.: 1202 

 

Richard Seewald (Arnswalde/PL 1889 – 1976 München) 
Tessiner Berglandschaft, 1918 
Holzschnitt 
27,9 x 37 cm 
Inv. Nr.: 1095 

 

Richard Seewald (Arnswalde/PL 1889 – 1976 München) 
Capoliveri (Elba), 1922 
Holzschnitt 
34,6 x 45,3 cm 
Inv. Nr.: 1203 

 

Helmut Middendorf (*1953 Dinklage, lebt in Berlin) 
Berlin, 1983 
Tusche und Tempera 
39,6 x 30 cm 
Inv. Nr.: 1634 

 

Mit freundlicher Genehmigung 
© Nachlass Adolf Fleischmann 
© Fondazione Richard e Uli Seewald, Ascona 
© VG Bild-Kunst, Bonn



 

Otto Dix, Nächtliche Erscheinung, 1923

 

Otto Dix gilt als bedeutendster Vertreter des deutschen Expressionismus und der neuen Sachlichkeit. Sein vielseitiges Schaffen besticht durch eine ungeschönte Darstellung aller Facetten seines Umfelds und seiner Zeit. In den sogenannten „Goldenen Zwanziger Jahren“ werden Außenseiter der Gesellschaft sowie Personen des Nachtlebens zu seinen Bildmotiven. Dix verhandelt in seinen Werken Gegensätze wie zum Beispiel  Liebe und den Tod oder Schönheit und Hässlichkeit und porträtiert somit zugleich den Glanz und das Elend einer Großstadt in den 1920er Jahren.
 

Otto Dix (Gera 1891 – 1969 Singen)
Nächtliche Erscheinung
1923
Lithografie auf Bütten
Blatt: 64,8 x 50,2 cm
Inv. Nr. 302
Ankauf 1959
© VG Bild-Kunst, Bonn


 

Jonas Dahlberg, Act I, Scene I, 2011

 

Das Diptychon Act I, Scene I von Jonas Dahlberg kombiniert eine atmosphärisch in Szene gesetzte Raumsituation mit der Auflistung aller Szenen des ersten Aktes von Shakespeares Macbeth. Der Raum zeigt nichts weiter als eine Tür neben einem dunklen Gang. In Form eines Bühnenbildes verweist der Raum auf vergangene oder aber zukünftige Ereignisse und tritt somit in Interaktion mit der formal beschriebenen Handlung von Shakespeares berühmter Tragödie.

 

Jonas Dahlberg (1970 Uddevalla, lebt in Stockholm)
Act I, Scene I, 2011
C-Print und Inkjet Print
59 x 80 cm & 59 x 36 cm
Invr. Nr.: 3561a+b
Ankauf 2017
© VG Bild-Kunst, Bonn

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